in Bad Überkingen
Einzigartige Natur im Herzen der Schwäbischen Alb!
Wie die Landschaft entstand - Als sich vor über 130 Mio. Jahren das urzeitliche Jura-Meer in Richtung Süden und Osten zurückzog, entstanden hier in Süddeutschland zwei große Entwässerungssysteme: die Donau, die in Richtung des heutigen Schwarzen Meeres hin entwässerte und der Rhein, der seine Wasser in Richtung der heutigen Nordsee brachte. Ein Zubringer der Donau - die so genannte Ur-Lone - besaß nord-östliche Quelläste, die wohl bis in den Raum vor dem heutigen Stuttgart und Horb reichten. Das gesamte Wasser floss damals in eine andere Richtung - aus heutiger Sicht "den Berg hinauf". Doch im Laufe der Jahrmillionen grub der Rhein diesem System das Wasser ab und es kam zu einer Umkehr der Fließrichtung! Das bedeutendste Zeugnis in unserem Raum ist das "Filsknie" im Bereich Geislingen.
Naturschutzgebiete
Für das Obere Filstal war dieser Vorgang schicksalhaft: Weil das rheinische System ein sehr viel größeres Gefälle aufwies, brachten die Vorfluter immer mehr Erosionsenergie auf. Sie schnitten sich tief und steil in die umgebende Landschaft ein! Erdrutsche und Felsstürze waren - und sind immer noch - die Konsequenz daraus.
Hausener Wand - Die Hausener Wand ist ein sichtbares Zeichen dieser Vorgänge. Doch neben diesem augenfälligen Zeugen, dessen Entstehungszeit wohl in einer der letzten Eiszeiten liegt, gibt es auch heute noch Bergstürze. In der Nacht vom 2. auf den 3. März 1805 löste sich eine gewaltige Felsscholle oberhalb der Fils im Bereich gegenüber dem Weigoldsberg zu Tal. Der dramatische Aufstau der Fils konnte von den Hausenern nicht mehr alleine beseitigt werden - von Soldaten wurde er schließlich freigesprengt und abgetragen.
Die Hausener Wand ist ein Beispiel dafür, wie intensiv der Schutz einzigartiger Natur erfolgt. Seltene Felsenbewohner - Pflanzen und Tiere - haben diesen Lebensraum für sich erobert. Heute gilt es, ein gesundes Gleichgewicht zwischen dem notwendigen Schutz der Gebiete und der von Menschen gewollter Nutzung zu finden.
Autal - in einem Seitental der Fils bei Bad Überkingen findet man das Naturschutzgebiet Autal. Es umfasst den Talschluss des Autals und den nordseitigen Steilhang zur Albhochfläche mit tiefen Schluchten und einer aktiven Wasserhöhle.
Im Bereich der Quellaustritte im hinteren Autal und auch im benachbarten Rötelbachtal wird von den Bach- und Quellkalken „Tuffstein“ aufgebaut. Der Hangfußbereich ist von mächtigen Schuttmassen aus Weißjuragesteinen bedeckt. Der Hangschutt ist das Produkt intensiver Frostverwitterung während der Eiszeiten. In den Warmzeiten wird dieser Hangschutt von den reichlich fließenden Gewässern abgetragen. Dieser Hangschutt reicht häufig bis zu den unteren Felsenkalken (Weißjura), die auch die Hochfläche der Alb bilden.
Im Naturschutzgebiet Autal sind die Steilhänge ständig in Bewegung - besonders nach der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen kommt es zu umfangreichen Rutschungen. Zuletzt fand im Autal 1988 ein beachtlicher Bergrutsch statt, 1994 im benachbarten Rötelbachtal. So entstehen im Schluchtwald immer wieder kleine Lichtungen, die sich selbst überlassen sind und vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten für Flora und Fauna bieten.
Im Naturschutzgebiet entspringen mehrere Karstquellen. Die beeindruckendste ist die Quelle, die aus der Brunnensteighöhle fließt. Die Höhle ist heute noch ein wasserführendes Höhlensystem. Sie wurde 1965/66 auf 876 Meter Länge von den berühmten Höhlenforschern J. Hasenmayer (Blautopf) und A. Wunsch erforscht und vermessen.
Kulturhistorische Bedeutung hatte die Brunnensteighöhle vor dem Bau der Albwasserversorgung für die Bewohner von Aufhausen. War diese Quelle doch die einzige Möglichkeit, dorfnah an reines Wasser zu gelangen. In Fässern und Bottichen, früher auch ,,Bollen“ genannt holten die Älbler sich ihr Trinkwasser. An der benachbarten „Boller Steige“ begegnen wir diesem Namen noch. Die vom Zahn der Zeit gezeichnete Weganlage zwischen der Brunnensteighöhle und Aufhausen mit hang- und talseitigen Stützmauern zeugt von den Mühen um das lebensnotwendige Wasser.
Schützenswert ist dieses Naturschutzgebiet mit seinen hervorragend ausgebildeten Schluchten und Klingen, die von einer Vielzahl von Quellaustritten und der formenden Kraft des Wassers geschaffen wurden. Diese Karstquellen und wasserüberrieselten, bemoosten Kalktuffbildungen stellen einen einzigartigen Lebensraum dar.
Stellenweise stürzt das Wasser in Kaskaden zu Tal. Die Quellhorizonte liegen über den wasserstauenden Impressa-Mergeln in den wohlgeschichteten Kalken und treten verdeckt durch den Hangschutt häufig weiter unten aus. Kalktuff entsteht durch Kalkabscheidung aus kalkgesättigtem Wasser. Ein Teil des im kalten Quellwasser gelösten Kohlendioxids entweicht infolge Erwärmung und Druckentlastung nach dem Quellaustritt. Damit kann nicht mehr so viel Kalk in der Lösung verbleiben und fällt aus. Moose und Algen sind bei der Tuffbildung maßgeblich beteiligt. An den Schleim-Membranen der Algen schlägt sich der Kalk nieder. Die Moose wiederum gewähren den schleimausscheidenden Algen Siedlungsraum.
Diese Schluchten mit den frischen Böden sind die Basis für die Schluchtwaldgesellschaft an den nördlich exponierten Talhängen des Autals. Der nordseitige luft- und bodenfeuchte Schluchtwald ist mit Bergahorn, Esche, Sommerlinde und Bergulme hervorragend ausgeprägt; im Unterwuchs gedeiht das Silberblatt. Am Hangfuß und in den schluchtartigen Einschnitten sind Esche und Bergahorn bestandsbildend. Dieser Waldtyp wird auch als „Klebwald“ bezeichnet und gilt als heller lichter Wald, der erst spät im Frühjahr mit dem Laubaustrieb das Kronendach schließt.
Hier blüht der Märzenbecher besonders üppig, daneben Hohler Lerchensporn, Moschuskraut, Große Schlüsselblume, Wald-Gelbstern und die seltene Schuppenwurz. An verschiedenen Stellen im durchsickerten Feuchtbereich sind Moose und Farne artenreich vertreten. Hier findet man auch beachtliche Vorkommen des seltenen Hirschzungenfarns. In den trockenen Hangbereichen herrscht die Buche vor.
Zur Albhochfläche hin wird das Gebiet durch Felsen von bis zu 25 Meter Höhe begrenzt. Im Südosten des Naturschutzgebiets tragen die Felsen Steppenheideflora, die einen eindrucksvollen Kontrast zum Schluchtwald des Hangfußes bildet. Felsmispel, Felsenbirne, Mehlbeere, Traubensteinbrech, Weiße Fetthenne, Mauerraute und Kalk-Blaugras sind charakteristisch. Vereinzelt gedeiht auch die Sandkresse.
Den Ausschlag, das Gebiet unter Naturschutz zu stellen, gab das Massenvorkommen des Märzenbechers. Diesem Frühblüher sagen die Standortverhältnisse im hinteren Autal ganz besonders zu.
Die Fläche der Bad Überkinger Naturschutzgebiete und der Europäischen Natura-2000-Gebiete beträgt insgesamt über 1000 ha - das sind ca. 40 % der Gemarkungsfläche.
Bei der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg finden Sie weitere Informationen.